DEUTSCHE IN AMERIKA
SERIE IN VIER TEILEN
Regie Fritz Baumann
Buch Fritz Baumann, Gisela Keuerleber, Axel Engstfeld, Andreas Orth
Inszenierung Christian Twente
Kamera Hans Jakobi
Schnitt Josef van Ooyen
Recherche Gisela Keuerleber, Achim Scheunert
Länge 4 X 42:30 / 52:00
Coproduzenten ARTE Straßburg , WDR, Goethe Institut/Internationes
gefördert mit Mitteln von MEDIA und Filmstiftung NW

Synopsis


Das Jahr 1853, zwei Tage vor dem Osterfest in einem Dorf im Westerwald. Auf dem Dorfplatz herrscht Tumult. Betten, Schränke, Kommoden, Tiere und Karren werden versteigert. Ein ganzes Dorf will auswandern. Das Ziel ihrer Hoffnungen und Träume – Amerika.

Die Sendereihe „Deutsche in Amerika“ erzählt in vier Folgen anhand spannender Familiengeschichten von blauäugigen Siedlern und erfolgreichen Farmern, von religiösen Freidenkern und politischen Flüchtlingen, von der Dominanz der deutschen Presse und den Gründern industrieller Dynastien in der neuen Heimat.

60 Millionen Amerikaner sind deutschstämmig. Als zahlenmäßig stärkste ethnische Gruppe prägten sie über Jahrhunderte das kulturelle, wirtschaftliche und öffentliche Leben der amerikanischen Nation bis sie ihre Identität während des ersten und zweiten Weltkriegs aus Scham und Repression verleugnen. Doch ihre Leistungen bleiben bis heute Basis der amerikanischen Kultur.

Originalschauplätze, Archivelemente, Nachfahren von Einwanderern und sorgfältige historische Rekonstruktion lassen  deutsch-amerikanische Geschichte in dieser Serie lebendig werden.

FOLGE 1: INS GELOBTE LAND
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Im Sommer 2003 kommt eine Gruppe von 40 Deutsch-Amerikanern aus Loose Creek, Missouri, nach Deutschland. Sie sind auf der Suche nach ihren Wurzeln und werden auf einem Bauernhof im Rheinland fündig. Der Münkshof war vor 150 Jahren der Stammsitz ihrer Vorfahren.

Die Hoffnung in Nordamerika der Armut, jahrelangen Missernten und der politischen Unterdrückung zu entfliehen, gibt den deutschen Auswanderern im 19. Jahrhundert den Mut in Übersee einen Neuanfang zu wagen. Angezogen von romantischen Schilderungen machen sich Millionen Deutsche auf den Weg ins Ungewisse. Es ist das Jahrhundert der Auswanderung und für Werber, Reeder und Kapitäne ein überaus einträglichen Geschäft.

Begeisterte Briefe von Verwandten und Freunden aus der Neuen Welt, locken hunderttausende Nachzügler an. Unter ihnen sind Jakob Münks und seine Familie aus Lank bei Düsseldorf. Sie wollen in den Mittleren Westen, den so genannten German Belt. Mit seiner Frau und seinen sechs Kindern überlebt er die qualvolle Überfahrt auf einem provisorisch umgebauten Frachtschiff.

Der Film folgt dem Weg der Familie, der sie über St. Louis, schließlich nach Loose Creek in Missouri führt.  Im benachbarten Hermann siedeln die Westfalen, in Washington die Pfälzer und in Loose Creek die Rheinländer. Die deutschen Siedler suchen die Nähe ihrer Landsleute und meiden das offene Land. Doch die Pionierjahre sind hart für die Münks. Die Farm wirft nicht genug ab um alle zu ernähren.  Da beschließt Gerhard Münks sich in St.Louis einem Treck nach Kalifornien anzuschließen. Der Ruf des Goldes ist bis in den mittleren Westen vorgedrungen. Drei Jahre gilt er als verschollen. Bis er als Landstreicher getarnt nach einer abenteuerlichen Reise als reicher Mann zurückkehrt. Bis heute hütet die Familie die Goldwaage und ein Nugget und auch die Farm befindet sich noch in Familienbesitz.

FOLGE 2: DER PREIS DER FREIHEIT
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Man schreibt das Jahr 1862- in Amerika tobt der Bürgerkrieg. Eine Gruppe von 65 jungen Männern flieht über die texanische Prärie vor den Texas Rangern. Es sind Söhne von Deutschen Farmern, die verzweifelt versuchen Mexico zu erreichen. Unter den Gehetzten sind Julius Schlickum und sein Freund Wilhelm Klier, überzeugte Pazifisten, die nichts mehr hassen als die Sklaverei.

Nur 15 Jahre vorher waren ihre Familien aus Deutschland voller Hoffnung in Galvestone gelandet. Sie hatten ihre letzten Ersparnisse geopfert, um dem europäischen Elend zu entfliehen. Es sind Bauern, die es nicht mehr ertragen können von ihren Feudalherren gegängelt zu werden, Handwerker, denen die fortschreitende Industrialisierung keine Chance lässt in ihrem Beruf zu arbeiten, Menschen, die die engstirnige Kleinstaaterei nicht mehr ertragen wollen. Jetzt hoffen sie auf ein besseres Leben in Texas.

Es ist der ehrgeizige Plan des „Mainzer Adelsvereins“, in Texas eine deutsche Kolonie zu gründen. Die Adeligen glauben an ein wirtschaftlich interessantes Projekt, und gleichzeitig hoffen sie, so die zunehmende Zahl von „Unzufriedenen“ los zu werden. Prinz von Solms ist ihr Abgesandter in Texas. Blauäugig erwirbt er Land für das Siedlungsprojekt, 300 Meilen von der Küste entfernt. Land, das er nie gesehen hat, Land das absolut unzugänglich und Jagdgebiet der gefürchteten Kommanschen ist.

Im Jahr 1846 kommen die ersten Siedler nach strapaziöser Überfahrt in Texas an. Die zur Weiterfahrt ins Landesinnere dringend benötigten Transportwagen stehen nicht zur Verfügung. Die Siedler errichten Notunterkünfte in den Sümpfen, sind abhängig von der Versorgung mit Lebensmitteln durch den Adelsverein, erkranken zu Hunderten an Gelbfieber. In seiner Not erwirb Prinz Solms-Braunfels ein 1.300 Acres großes fruchtbares Stück Land am Guadeloupe-Fluß, auf halbem Weg zwischen der Küste und dem eigentlichen Land des Adelsvereins. Es wird die Siedlung Neu Braunfels gegründet Die Zeit drängt, denn es sind bereits weitere Schiffe aus Deutschland unterwegs. Schließlich machen sich die gezeichneten Siedler mit wenigen Ochsenkarren auf den mühevollen Weg.

Heute siedeln die Nachfahren der Überlebenden in der hügeligen Landschaftvon Austin. New-Braunfels und Frederiksburg sind immer noch Zentren Deutscher Kultur und Sprache. Bis vor kurzem erschien hier noch eine deutsche Zei-tung, und ein Freundschaftsverein hält den Kontakt in die alte Heimat. Jedes Jahr wird ein Peace-Treaty Pow Wow abgehalten, eine Feier des Friedensvertrages zwischen Deutschen und Kommanschen. Der einzige Vertrag mit Indianern der bis heute nie gebrochen wurde.

FOLGE 3: LITTLE GERMANIES
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Am 15.06.1904 gellen Schreie über den East River. Die Schreie von Ertrinkenden. Die „General Slocum“, ein Ausflugsdampfer, ist auf dem Weg nach Long Island. An Bord sind hauptsächlich Familien aus New Yorks Little Germany. Über 1000 Deutsche finden an diesem Frühsommertag den Tod. Ertrinken, verbrennen oder werden von den Schaufelrädern zerquetscht. Die Katastrophe markiert das Ende von „Kleindeutschland“ der deutschen Gemeinde in der Lower Eastside von New York.

„Little Germanies“ blühten überall in den Staaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ob Geschäfte oder Kulturangebote, Schulen und Kirchen – Zeitungen und Vereine - alles ist in diesen Vierteln in deutscher Hand. Mehr als 70.000 Deutsche leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Little Germany, New York. Ellis Island ist zentrale Einwanderungsstelle. Die Neuankömmlinge sind überwiegend Handwerker ohne größeres mitgebrachtes Vermögen, die billig wohnen, hart arbeiten und sparsam wirtschaften. Zahlreiche Einwanderer tragen ein kleines Säckchen Erde bei sich. Sie wollen in der Neuen Welt später zumindest mit einem Krümel heimatlicher Erde beerdigt werden, denn eine Rückkehr gibt es für sie in der Regel nicht.

Der Film verfolgt die Schicksale zweier Einwandererfamilien.
Da sind die Steinwegs, drei Jahre nach ihrer Ankunft in New York gründen sie Steinway & Sons und lassen sich mit ihrer Firma in Manhattan nieder. Alle Kinder arbeiten im Familien-betrieb. Sie entwickeln den Steinway Flügel, erhalten zahlreiche Patente, und ihre Instrumente erlangen Weltruf. 1865 wird der Betrieb nach Queens verlegt. Dort ist er auch heute noch ansässig.

Auf der anderen Seite die Familie Gumpertz, die verzweifelt versucht ihrem Elendsquartier in New Yorks „Kleindeutschland“ zu entkommen. Überfüllte Wohnungen ohne Sanitäranlagen lassen Tuberkulose, Typhus und Cholera grassieren. Ein Drittel der Kinder sterben hier, bevor sie Laufen lernen. Am 17. Oktober 1874 wartet Nathalie vergeblich auf ihren Mann. Julius kehrt niemehr zurück. In diesen harten Zeiten begehen viele Männer Selbstmord oder tauchen unter, weil sie das Leid ihrer Familie nicht mehr ertragen.

Für die einen wird der amerikanische Traum Realität, für die anderen eine Probe auf Leben und Tod.

FOLGE 4: EIN VOLK VERSCHWINDET
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Deutschland 1937: Der 16jährige Max Ebel, ein bekennender Antifaschist, wird von Hitlerjungen bedroht. In einem Kampf wird er mit einem Messer verletzt. Die Lage in Deutschland wird für ihn lebensgefährlich. Da beschließt er zu seinem Vater nach Boston zu fliehen..
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bilden die Deutsch-Amerikaner eine der wichtigsten ethnischen Gruppen in Wirtschaft, Finanzen, Bildung, Forschung und Landwirtschaft. Doch mit Sorge wendet sich ihr Blick in die alte Heimat. In Europa tobt ein entsetzlicher Krieg. Anti-Deutsche Propaganda heizt die Kriegsstimmung an und sorgt in Amerika für Intoleranz und Hass. Es sind die gleichen Muster, die schon während des ersten Weltkriegs die Deutsch Amerikaner unter Druck setzten.  Alles Deutsche wird aus der amerikanischen Sprache ausgemerzt. Deutsche Namen werden amerikanisiert, deutsche Kultur verschwindet aus dem öffentlichen Leben. Während beider Welktkriege versuchen die Deutsch-Amerikaner ihre deutsche Identität möglichst unsichtbar zu machen. Viele werden als Spione verdächtigt, ein harmloser deutschstämmiger Arbeiter namens Robert Prager wird von nationalistischen Amerikanern gelyncht..
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Kaum in Amerika angekommen, meldet Max Ebel sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er will im Pazifik kämpfen, den Einsatz in Deutschland lehnt er ab, weil sein Bruder und seine Mutter noch dort leben. Das wird ihm zum Verhängnis. Max Ebel wird, verhaftet und für viele Monate in immer wechselnden Camps interniert..
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Eine Massenflucht vor dem NS Terror setzt ein und die USA legen erstmals in ihrer Geschichte Einwanderungsquoten fest. In dieses Klima flieht auch das renommierte Berliner jüdische Ärzteehepaar Nathorff. Beinahe mittellos kommen sie in New York an, das sich rasant zum größten Flüchtlingslager der USA entwickelt. Hertha Nathorff, einst gefeierte Leiterin der Rote Kreuz Kinderklinik in Berlin zeichnet das Drama ihrer Vertreibung in ihrem erschütterndem Tagebuch auf. Sie arbeitet in New York als Putzfrau und Barpianistin, finanziert ihrem Mann das Studium doch darf selbst in Amerika nicht als Ärztin praktizieren. In den 90iger Jahren stirbt Hertha Narthoff völlig verarmt und verbittert in New York..
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Nach Kriegsende dauert es noch Jahrzehnte bis sich das Verhältnis zu den Deutsch-Amerikanern, normalisiert. Heute sind sie vollkommen im „Meltingpot“ aufgegangen. Auch Max Ebel lebt heute noch in New Hampshire. .
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